Forst und seine Straßennamen

Forst und seine Straßennamen:

10. Die mächtigste Straße auf der Gemarkung Forst...


ist eine Straße, die viel Einfluss auf die Entwicklung der Gemeinde in neuerer Zeit hatte. So sind viele heutige Forster auch wegen ihr nach Forst gezogen, und sie hat wesentlich zur wirtschaftlichen Prosperität von Forst beigetragen. 

Die Rede ist von der am 27.9.1936 übergebenen Autobahnteilstrecke der A5 Heidelberg – Bruchsal. 1953 wurde auf der Westseite der Anschluss-stelle eine Autobahn-Tankstelle eröffnet. Noch im gleichen Jahr kam eine

Raststätte hinzu, die 1955 erstmals um ein Gästehaus erweitert wurde. 1966 konnte auf der Ostseite der Anschlussstelle eine ebenfalls eine Tankstelle mit großer Raststätte eröffnet werden. Durch den Ausbau der Autobahn auf

6 Spuren wird die Verkehrsbedeutung dieser wichtigen Nord-Süd-Achse besonders klar. Der zukünftige Ausbau dieser Achse, heute auch als eventuelle Eisenbahnstrecke, wird bereits diskutiert.

 

Wir sollte uns darüber im Klaren sein, dass Gässle, Straßen und Wege großen Einfluss auf unser Leben haben. Wir sollten schon genau hinsehen, wenn solche Flächen angelegt oder verändert werden.

 


9. Wald-Wege, Wasser-Straßen und Gässle


Neben dem Haideweg, Gartenweg, Postweg, Kirchweg, Burgweg und den zahlreichen Vogel-Wegen fallen die Wege mit Waldbezug kaum noch auf. Obwohl die Gemeinde Forst nicht nur dem Namen nach mit dem Wald verbunden ist, schlägt sich das auf die Straßennamen nur sehr gering nieder. So gibt es zwar eine Waldstraße und einen Waldhornweg, aber nur drei Wege mit einem Bezug auf Bäume: Buchen-, Linden- und Birkenweg - das war es dann schon.

Dagegen ist die Anzahl der Straßen mit Bezug auf Fließgewässer weitaus größer:  Ob Iller, Isar, Lech (zum berühmten Merkspruch fehlt der Inn in Forst), Donau, Neckar, Nagold, Rhein, Alb, Kocher, Enz, Rench, Pfinz, Moldau, Kinzig, Murg - es sind so viele, dass man sich nicht sicher ist, alle aufgeführt zu haben. Neben dem kleinen Moldauweg sind die Fließgewässer Straßen. Sie liegen eingebettet westlich der Schwanenstrasse, nördlich der Hambrücker Straße, und östlich schließen sie ans Gewerbegebiet.

Bereits auf dem Ortsplan von 1755 ist die heutige Finkenstraße zu finden, die damals „Finke Gaß" hieß.

Einzig die Jägergasse führt heute noch die „Gass“ im Namen. Zugleich ist sie die einzige Straße, die einen „Beruf“ ehrt, den des Jägers.

Gott sei Dank wurde in der Vergangenheit auch über die Gestaltung dieser Straße nach-gedacht und so wurde das „Jägergäßle“ vor dem Jägerhaus eine Perle von Forst.



8. Kluge Köpfe


Über die Personen, die hinter den Straßen-namen im Gewerbegebiet stehen, könnte man vieles schreiben. Sei es über die Genialität, den Erfindergeist, technisches Wissen und Können - ihr Wirken bis heute.

Doch egal, ob Graf Zeppelin, Carl Benz, Freiherr von Drais, Rudolf Diesel, Gottlieb Daimler oder Werner von Siemens - keiner stand Forst so nahe wie Karl Roland Wirth.

Aus den Buchstaben AL für ALuminium und Ron von ROlaNd bildete er den Unter-nehmensnamen RONAL. Mit den Menschen,

die mit ihm arbeiteten, und den richtigen Produkten zur richtigen Zeit gründete er seine Firma.

1969 startet Karl Roland Wirth als einer der Branchen-Pioniere, 1970 gründet er RONAL am Standort Forst mit dem Bau einer Aluminium-räderfabrik der Karl-Wirth-GMBH, später RONAL Gmbh. Wirth teilte mit anderen etwa gleichaltrigen Pionieren wie Günther Schmid (Rial) oder Heinrich Baumgärtner (BBS) die Passion für den Motorsport und war selbst durchaus erfolgreich Rennen gefahren. Er hatte nicht nur das Gespür für das richtige Produkt zur richtigen Zeit, sondern trieb auch – ungewöhnlich zu der Zeit – die Inter-nationalisierung mit Produktionsstätten in Frankreich und Spanien voran und wagte sich sogar über den Atlantik nach Nordamerika. Auch die Gründung des Entwicklungs-zentrums Härkingen 1983, heutiger Sitz der Konzernzentrale, fiel in diese Jahre unter-nehmerischer Umtriebigkeit ( inklusive

Diversifikation in den bis heute gehaltenen Sanitärbereich mit der SanSwiss). Dann das Unvorstellbare: Bei einem Autounfall zwischen Prag und Pilsen kommt Wirth am 15. August 1991 ums Leben, im Alter von 54 Jahren und auf dem Höhepunkt seiner unternehmerischen Schaffenskraft.



7. Kurzurlaub gefällig?


Ob Odenwald, Ortenau, Breisgau, Hohenlohe, das Hegau oder der Kraichgau - diese Landschaften Süddeutschlands sind die Namensgeber für die Straßen im Baugebiet „Zeilich“ - nein nicht einfach Straßen – es sind Ringstraßen.

Verlässt man den Kreisel am Burgweg und fährt man in die Poststraße, so kommt jeweils immer zweimal an derselben Straße vorbei.

Das erklärt sich durch die wie Schlaufen gebauten Straßen – Odenwaldring, Ortenau-ring, Hohenloherring, Hegauring, Breisgauring, und Kraichgauring.

Allerdings muss man immer erst noch ein Stück auf der Poststraße fahren, um einen vollständigen „Ring“ zu fahren.

Also keine Ringstraße wie in Wien und auch kein Nürburg- oder gar Hockenheimring -

eben ein ruhiges Wohngebiet mit Bouleplatz.



6. Als Bauplätze noch preiswert waren


Das Areal Dörnig-Straßenloch wurde 1957 als erstes größeres Baugebiet erschlossen. Hier liegen die Dörning-, Bernhardus-, Kolping-, sowie die Barbarastraße, teils auch schon mit 2-stöckiger Bebauung.

Ende der 1960er Jahre werden die Weichen für die Erweiterung Forsts im Nordwesten gestellt. Das Baugebiet Birkig wird in 2 Etappen erschlossen, das ganze Gebiet zwischen der Schwanenstraße und der Wannenstraße besiedelt. Insgesamt werden 227 Bauplätze ausgewiesen. Die Straßennamen erinnern an die verlorenen Ostgebiete nach dem 

II. Weltkrieg: Sudeten-, Glogauer-, Schlesier-, Eger-, Danziger-, Breslauer-, Allensteiner-, Tilsiter-, Marienburger-, Stettiner-, Memel-, Königsberger-, und Landsbergerstraße.

Der Baupreis lag unter 15 DM  pro Quadratmeter. 

Vieles, was heute selbstverständlich erscheint, wird in dieser Zeit realisiert. Ein zentrales Abwassersystem, die evangelische Kirche, der Kindergarten St.Franziskus und die Lußhardt Schule werden gebaut.

Der Weg, den die „Kiesbomber“ vom Heidesee kommend zum Jägerhaus fuhren, verschwand unter den neu gebauten Häusern.



5. Musiker und Komponisten, Dichter und Denker, Forschter Leut‘


Die Straßennamen der Osterweitung der Gemeinde Forst rechts und links der Finkenstraße bis zum Friedhof orientieren sich nach bekannten Musikern und Komponisten früherer Jahrhunderte - Mozart, Bach, Lortzing, Beethoven, Silcher und Schubert; über die Bruchsaler Straße hinaus befinden sich die Goethe- und die Schillerstraße.

Die Namen der Dichter und Denker, der Komponisten und Musiker finden sich überall landauf landab als Straßennamensgeber .

Als östliche Begrenzung der Gemeinde finden sich zwei Namen, die es nur in Forst gibt, benannt nach „Forschter Leut´“. Zwei Männer, deren Wirken in der Gemeinde bis heute lebt. 

Viktor-Wildschütte-Straße und Gregor-Umhof-Straße sind ein Beispiel für positive Erinnerungskultur in Straßennamen. 

Das Bild zeigt Gregor Umhof, Bürgermeister von 1954-69 und Viktor Wildschütte, Pfarrer und Stifter des Hilsenhofs.



4. Die Erweiterung des Neuen Viertels


Im 19. Jahrhundert verdreifachte Forst seine Einwohnerzahl von ca. 800 auf 2400 Einwohner. Im 20. Jahrhundert setzte sich diese Entwicklung bis heute fort.

Hier nun zu den Anfängen 1878: Der Bruchsaler Bauunternehmer Josef Beißmann legte der Gemeinde seine Pläne – heute würden wir von Bebauungsplänen reden – vor. 22 Häuser samt dazugehöriger Straße sollten „ein dringendes Bedürfnis nach Neubauten“ befriedigen. Die projektierte Straße (Kronenstraße) sollte die Bruchsaler Straße mit der Finkenstraße verbinden. Diese Verbindung gelang nicht, und so entstand noch die Josefstraße. 1906 entstand hier das neue Schulhaus, die heutige Astrid-Lindgren-Spachschule.

In 16 Jahren bis 1910 nahm die Bevölkerung um weitere 25 % zu. Das „neue“ Viertel wurde erweitert. 1901-1906 wurden so nach und nach die Wolfrain-, die Frieden-, die Paulus- und die Friedhofstraße fertiggestellt. Rechts der Bruchsaler Straße und hinter der Kirche war zu dieser Zeit immer noch freies Feld.



3. benannte, umbenannte und noch nicht benannte


Ob Demokratie oder Diktatur – jede Ära hinterlässt ihre Spuren oder versucht es zumindest. Die Diskussionen um den „St. Barbara-Weg“ dürfen hier ruhig erwähnt werden, auch wenn die Eindrücke noch frisch sind.

Doch schauen wir auf Straßen und Plätze in Forst, die neu benannt und dann wieder umbenannt wurden und wo schon einiges Gras darüber gewachsen ist. So wurde im Dritten Reich der Kirchplatz zum „Adolf-Hitler-Platz“ und die „Wolfrainstraße“ zur „Robert-Wagner-Straße“. Selbst die „Lange Straße“, die seit Jahrhunderten diesen Namen hatte, wurde in „Hindenburgstraße“ (s. Foto) umbenannt.

Diese Straßen und der Kirchplatz wurden gleich 1945 wieder mit den alten, gewohnten Namen versehen. Anders bei den im Dritten Reich neu besiedelten Straßen – erst 1949 wurde die „Schlageterstraße“ zum „Gartenweg“ und die „Robert-Ley-Straße“ zur Wiesenstraße.



2. Die Kronauer Allee - Hauptallee der Fürstbischöfe


Die Kronauer Allee ist der östlichste der fürstbischöflichen Richtwege, die vor 300 Jahren im Lußhardtwald angelegt wurden und verbindet Bruchsal mit Kronau (dem dortigen Schloss Kislau). Beides waren die wichtigsten Verwaltungssitze für unsere Region im 17.,18. und 19. Jahrhundert.

Von Kronau kommend folgt sie ihrem historischen Ursprung bis zur Hambrücker Straße. Von da an wurde sie durch Neubau-gebiete zerrissen und führt erst wieder ab dem Waldsee weiter. Dort im Neubaugebiet Hardlach heißt sie dann Spechtweg und geht weiter durch den Wald bis zur Bundesstraße. Der Waldweg durchsticht eine geologisch interessante Sanddüne, und am Ende liegen links die Hünengräber aus der Bronzezeit. 

Die Kreuzung mit der Schwanenstraße und Neckarstraße war die ursprüngliche Anbindung von Forst an die Kronauer Allee. Hier standen auf der einen Seite die Dreschhalle und auf der anderen Seite das Försterhaus. Die Dreschhalle wurde vom Kleintierzuchtverein abgebaut und weiter nördlich als Vereinsheim bis heute weitergenutzt. Das Forster Försterhaus (nicht zu verwechseln mit dem Jägerhaus) wird als Einfamilienhaus genutzt.

Beim Vereinsgelände, dem Tierpark und dem Waldspielplatz kreuzen die Wallfahrtswege „Martinweg“ und „Fraweg“ die Kronauer Allee. Weiter Richtung Kronau zweigen die Wege zur Heideschlaghütte der Jäger, zur Wendelinuskapelle und zum Naturdenkmal „Kramer Eiche“ ab. Als schnurgerader Weg bis Kronau lädt die Kronauer Allee zur Radtour ein. Eventuell kann man dort auch sehr sportlichen Radfahrern begegnen, denn die Kronauer Allee ist Teil des Paneuropäischen Radwegs, des Rheintalwegs sowie des Heidelberg-Schwarzwald-Bodensee-Wegs.


 1. Hermann-von-Rautenkranz-Straße


Erster Ehrenbürger Forsts wurde ein Mann, der nie in der Gemeinde lebte, dem sie aber viel zu verdanken hatte. Baron Hermann von Rautenkranz wurde am 28. Juli 1883 in Winsen an der Aller als Sohn eines Erdölindustriellen geboren. Einen entsprechenden Weg nahmen seine Ausbildung und sein Berufsleben.

1912 gründete er seine eigene Firma, die ITAG – Internationale Tiefbohraktiengesellschaft. Von Rautenkranz war nicht nur Arbeitgeber, sondern auch der Gemeinde Forst persönlich verbunden. 1949 stiftete er eine neue Amtskette für den Bürgermeister. Noch viele Jahre nach Einstellung der Erdölförderung in Forst stiftete er Geld zur Unterstützung bedürftiger Einwohner. 1954 erhielt er das große Verdienstkreuz des Verdienstordens und anlässlich seines 90. Geburtstags sprach ihm der Forster Gemeinderat einstimmig die Ehrenbürgerwürde zu. 2005 wurde eine Straße in Forst nach ihm benannt. Generalkonsul a.D. Baron Hermann von Rautenkranz verstarb am 24. Dezember 1973.



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